Und wie die 4 Ghanesischen hierher kommen sollen
Oder auch nicht???
#Herbst 2003
#Erster Flug nach Takoradi
#Congratulations!
#Eine Fahrwerksaufhängung gebrochen
#Phillip in Accra
#In der ersten Woche
#Roll out
#Wieder nach Hause
Tunesien
Wieder zu Hause
Ghana - auf ein NeuesHerbst 2003
Ich sitze im Büro über der Wartungsdokumentation. Die Saison war gut und auf Grund des Wetters sind wir auch viel geflogen. Des einen Freud, das anderen Leid. Knapp 27000 Landungen hat die OE-FDE jetzt schon und wenn es so weitergeht ist Mitte übernächsten Jahres mit 30000 Landungen Schluss. Eine Lebenszeitverlängerung ist unwahrscheinlich, der Hersteller Shorts in Belfast zeigt sich trotz regelmässiger Anfragen nicht interessiert.
Uschi und Wuzi sind dabei die Führung des PINK-Schiffes zu übernehmen, Phillip ist unser begeisterter Pilot und zeigt keine Anzeichen in eine richtige Airline zu wechseln. Unsere Kunden sind unsere Freunde und alle von uns springen gerne mit Ihnen, also liegt der Schluss nahe, das PINK-Projekt in das dritte Jahrzehnt zu schicken. Auch ich habe nach den 18 Jahren noch nicht ganz genug, wohl auch deswegen, weil die Jungen viele neue, gute Ideen einbringen und vollstrecken.
Der Schluss: Eine neue Skyvan muss her.
Ein paar gibt es ja noch, verstreut um die Welt. In Malaysien, Nepal, Australien, Südamerika, Angola, Guyana, Oman, Ghana und USA. Einige fehlen in dieser Aufzählung, ich konnte nicht mehr nachverfolgen wo sie sind. Die in USA und Australien sind leicht zu lokalisieren, aber viel zu teuer, also nicht leistbar. Und wie kommt man in Nepal drauf, wer der Ansprechpartner für den Verkauf ist...
Sherlock Holmes lässt grüssen. Die Kontakte, die eher leicht zu finden sind, sind taube Nüsse. Entweder: Die Flieger gibt es nicht mehr. Oder: Sie werden nicht verkauft. In Afrika ist telefonieren eine unüberwindbare Hürde, also schreibt man Briefe. Ein Brief aus Ghana findet sich Wochen später im Briefkasten. Ja, die Skyvans werden als Schrott verkauft und ich habe bis übermorgen Zeit mein Angebot abzugeben. Nach über 4 Stunden komme ich durch und spreche mit Irgenjemandem von der Ghana Air Force. Ja, ich will, kann aber nicht, weil mein Visum dauert 1-2 Wochen, Flüge sind ausgebucht usw. Er sagt, dass die Angebotsfrist letzte Woche abgelaufen ist, aber sie können bis Ende nächster Woche verlängern.
4 Tage später sitze ich im Flieger nach Amsterdam und weiter nach Accra, der Hauptstadt von Ghana. Der Abschied von Wien fällt mir ein bisserl schwer, meinem Vater geht es ziemlich schlecht, er liegt schon 4 Wochen im Krankenhaus. Uschi und Wuzi versprechen mir, sich um ihn zu kümmern.
33 Grad bei 99 % Luftfeuchtigkeit empfangen mich am späten Nachmittag. Frau Jakubik von Kuoni-Reisen hat mein Ticket besorgt und auch ein Hotel gebucht. Novotel. Der Taxler nimmt mir 20 Dollar für 10 Minuten Fahrt ab, das Hotel ist vom Feinsten, der Preis auch. Schlafe gut! Um 125 USD!
Der nächste Tag führt mich voll Neugierde ins Burma Camp, nahe dem Internationalen Flughafen. Das Taxi kostet nur mehr 10 Dollar. Die Leute hier sind ziemlich schwarz, freundlich und hilfsbereit. Dem Taxifahrer wird es unheimlich mit mir zu den Militärs zu fahren, ich kann ihn aber doch überreden. An der Wache werden wir durch gewunken, ein Befragen der Soldaten führt uns zur Air Force.
Am Weg dorthin kann ich auch schon eine Skyvan ausmachen. Im Park einer Technikerschule steht sie, mit abmontierten Flügeln, ziemlich traurig. Bei den Hangars angelangt bietet mir der Taxifahrer an auf mich zu warten. Der militärische Betrieb ist nicht sehr militärisch. Als Weisser falle ich ziemlich auf, man gibt mir Auskunft und weist mir den Weg zum Headquarter - eine kleine Baracke. Ich zeige den Brief, den ich erhalten habe vor und werde mit einem Militär-Jeep ins Ministerium gefahren. Meinen Taxifahrer schicke ich vorher noch nach Hause. Im Ministery of defense erwartet mich Wing Commander Evans. Sehr freundlich, mit einer grossen Tafel mit allen seinen Flugzeugen hinter sich, erklärt er die Situation. 6 Skyvans hatten sie und er ist gerade dabei herauszufinden wo sie sind. Einige stehen in Takoradi, 200 km westlich von Accra, und die anderen werde man auch finden. Morgen fliegt eine Fokker 27 der Airforce nach Takoradi und bleibt 2 Stunden dort, ich kann mitfliegen. Papiere und Logbücher müsse man erst finden. Ich soll morgen um 11 Uhr da sein.Erster Flug nach Takoradi
Morgens um 11 bin ich da. We are flying soon, sagt man mir. Dieses “soon” soll ich noch öfter hören!
Kurz nach Mittag starten wir, nach 40 Minuten sind wir im Anflug auf Takoradi. Meine Mitreisenden sind 8 Soldaten und ein paar Frauen. Check-in gab es nicht, ich hatte den Eindruck, dass man einfach nur einsteigen braucht.
Takoradi ist eine Air force Base, wie am Flugplatzgebäude geschrieben steht. Die Schwarzen sehen für mich alle gleich aus, einer spricht mich an: Mr. Thomas, you want to see the Skyvans? JA, will ich. Im Hangar 4 stehen zwei. Ein Skyliner ohne Heckrampe und eine Skyvan ohne Triebwerke. Hinter dem Hangar 4 eine Skyvan ohne Bugrad. Da haben wir also schon 4 gefunden! Da ich nur eine Stunde Zeit haben sollte, inspiziere ich das wesentliche. Der Skyliner erscheint ziemlich komplett, bei der G454 in der Halle ohne Triebwerke fehlt ein bisschen an Instrumenten und ein paar Hydraulikteile.Der Flieger hinter der Halle hat einen Bugradschaden, ein Pilot erzählt mir, dass sie versucht hätten mit angezogenen Bremsen den Flieger mit einem Traktor wegzuziehen. Dabei riss das Bugrad aus. Die Story ging offenbar so weiter, dass ein Gärtner mit einer elektrischen Heckenschere ziemlich ambitioniert elektrische Kabel ausgebaut hat, weiters fehlen alle Cockpitinstrumente. Die Zeit läuft, ich will noch einen Blick in die Logbücher werfen. Die seien in Accra, sagt man mir. Das Ersatzteillager ist eher dürftig, Spinnenverwoben und verstaubt. 10 Jahre hat man hier schon nichts mehr geholt, schätze ich.
We are flying soon, sagt man mir, in 2 Stunden ist es dann soweit. Über den Ghanesischen Dschungel entlang der Küste geht es zurück nach Accra. Dort ist keiner mehr, der sich um mich kümmert, ein Taxi bringt mich zurück zum Hotel. Der junge Fahrer ist auch sehr freundlich, und will 25000 Cedis für die Fahrt. Ich wechsle im Hotel und bezahle ihn. Das waren 2 Euro 50!. Der Pool tut gut, nach einem 35 Grad-Tag, ich geniesse 2 Ghanesische Biere und schlafe sofort ein.
Ein gutes Frühstück am Pool, zwei Längen geschwommen und nicht ganz sicher, wie es weitergehen soll sitze ich wieder im Taxi nach Burma Camp. Evans erwartet mich schon. Ich danke für den Flug gestern und will die Logbücher sehen. Coming soon, meint er. Gegen Mittag stellt sich nach vielen Telefonaten heraus, dass sie in Takoradi sind. Leider kein militärischer Flug heute und morgen, aber ein Bus geht. Ein Jeep bringt mich zum STC Tranportation yard, Jede volle Stunde fährt ein Bus nach Takoradi.Die Busse sind 20 Jahre alt, die Strasse durch den Urwald 200 Jahre und der Fahrer ein sehr beherzter. Die Fahrt ein Erlebnis. Die ersten 2 Stunden ist die Strasse eine Katastrophe und die Geschwindigkeit hoch, der Verkehr mörderisch. Mir geling es keine 10 Sekunden mich zu entspannen. Dann wird die Strasse besser und ich finde mich mit meinem Lebensende ab. Das entspannt ! Nach 4 und einer halben Stunde sind wir da! Klatschnass vor Hitze und Angst steige ich aus dem Bus. Evans hat mir eine Telefonnummer von John Addi gegeben, ich soll ihn anrufen, wenn ich da bin. John ist genauso ganz Schwarz wie alle hier, aber er fährt einen BMW. Er begrüßt mich freundlich und sagt mir, dass er nur für mich da ist und alles macht, was ich will. Wir fahren auf die Base - die Logbücher liegen bereit. Nach Stunden der Orientierung in Ghanesischen Wartungsaufzeichnungen beginne ich mir die Daten systematisch aufzuschreiben. Mittlerweile ist es dunkel, John bietet sich an, mich ins Hotel zu bringen. Zuerst sollen wir noch im Casino auf ein Bier vorbeischauen. Wir erzählen uns unsere Geschichten, das Ghanesische Bier ist gut und wird in 0,7 l Flaschen geliefert. Die Essenz seiner Geschichte ist, dass er sich freut, dass die Skyvans wieder in die Luft kommen und nicht verschrottet werden - und er mir jede Hilfe zusagt. Das Ghanesische Bier ist stark, irgendwie dürfte ich ins Hotel gekommen sein, zum Meer wollte ich dann morgen früh, vor der Heimfahrt mit dem Bus..
Ein Klopfen weckt mich, John steht vor der Türe. Eine Fokker sei soeben gelandet, wenn ich will, kann ich nach Accra mitfliegen. Natürlich will ich! Ohne Frühstück zum Flugplatz, der Flieger wartet nur auf mich! Dort angekommen begrüsst mich Cpt. Ayisa, mit einem freundlichen „we are flying soon.“ Ich frag ihn, ob ich noch einmal schnell zur Skyvan darf, während der Wartezeit, natürlich ist das kein Problem. Viele Stunden später holt er mich freundlich ab: „We are flying soon“. Um drei Nachmittag landen wir in Accra, es war ein produktiver Tag. Ich konnte mir viel aufschreiben, was wir an Teilen brauchen. Ich rufe Evans an, lade ihn zum Abendessen ins Hotel ein. Er kommt mit Ralph Ayisa, dem Bruder des Piloten, der Cheftechniker ist. Wir speisen gut, die Unterhaltung ist interessant. Wir tasten uns ab, schön langsam kommt es auf den Punkt. Ich soll ein Gebot abgeben, eigentlich in einem versiegelten Umschlag. Wieviel es den wäre ? Ich frage, was er sich erwarte... die Größenordnungen stimmen, jedenfalls übergebe ich ihm ein schriftliches Angebot, dann schlafe ich zufrieden im Hotelzimmer ein. Der nächste Tag gehört mir. Am Pool geniesse ich die Wärme und Sonne, alle 20 Minuten muss man bei diesen Temperaturen ins Wasser. Am frühen Nachmittag bemerke ich meinen Sonnenbrand am Bauch, auch nicht schlecht Mitte Dezember. Den Heimflug möchte ich nicht versäumen, 3 Stunden vor Abflug hat sich schon eine Warteschlange gebildet, Stress und Hektik nutzen hier nichts. Man unterhält sich, die Zeit vergeht. Der Abflug kurz vor Mitternacht ist pünktlich, ich geniesse die Sitze in der Business class, Economy gab es keine Plätze mehr. In Wien hat es Schneeregen, heute abend ist Sauna angesagt.
Die nächsten Tage ziehen sich. Ich organisiere eine eventuelle Finanzierung und den letzten Rest vom Trieben-Boogie. Jetzt fällt auch eine endgültige Entscheidung über eine Wartungshalle in Klatovy. Wenn wir 2 oder 3 Skyvans nach Hause bringen, ist das unumgänglich. Seit einem halben Jahr schon verfolge ich den Plan „Halle“, Ein privater Finanzier hat die Idee für gut befunden, das Geld ist da. Ich war mir nur noch nicht sicher, ob ich das auch will.
Das Fax aus Ghana ist unspektakulär.
Sie haben die Ausschreibung gewonnen, das Geld wird auf dem Konto der Ghana Armed Forces Nummer soundso erwartet.Congratulations!
Es fällt mir ein bisserl schwer, meine Unterschrift unter diesen Überweisungsauftrag zu setzen, eigentlich hab ich ja nichts ausser einem Fax. Ich entschliesse mich hoch zu spielen. So viel Skyvan um so wenig Geld bekomme ich sicher nie wieder. Und wenn die Ghanesen es sich überlegen und ein anderer mit den Fliegern nach Hause fliegt, beiss ich mich fest in den Arsch. Es wird schon gut gehen.
Jänner 2004: Trieben ist vorbei, ich suche nach billigen Economy Tickets nach Accra.
Kuoni in Freiburg findet sie! Phillip, unser Herr Generalpilot hat sich mittlerweile ein Visum besorgt, Petr in Klatovy sollte schon eines haben. Sollte, leider hat er es noch nicht. Immer der Herr Hlavacek mit seinem Visum, das erinnert mich an vor 4 Jahren Südafrika, wo er nach 14 Stunden Flug ohne Visum wieder im selben Flieger zurückfliegen musste. Gut, dann eben nur zu zweit.
Begonnen hat der Tag denkbar schlecht. Eigentlich schon der Abend. Vater, vielen Springern als "Olli" bekannt geht es ganz beschissen. Mit aller Kraftanstrengung kann er sich im Bett aufsetzen, kaum essen. Er schickt mich weg, Besuche strengen ihn an, sagt er, ich soll nach Ghana, das mit den Flugzeugen gscheit machen. Aufstehen um 5 Uhr früh in Wien, Phillip holt mich ab, es ist kalt, gestern hat es getaut und über Nacht gefroren. Die Strasse ist glatt und Phillip fliegt besser als er mit dem Auto fährt. Mehr oder weniger glücklich kommen wir in Schwechat an, fliegen über Frankfurt und Lagos nach Accra, um dort um 18:00 Uhr anzukommen. Glauben wir.
Der A 340 landet planmässig kurz vor 5 Nachmittag in Lagos, nur mehr 40 Minuten Flugzeit nach Accra. Leute steigen aus, Leute steigen ein, der Flieger wird getankt.
Eine Ansage des Kapitäns, dass es ein paar Minuten noch dauern wird, eine kurze Verzögerung durch die Flugsicherung. Kann ja vorkommen. Nach einer Stunde Wartezeit reicht uns die freundliche Cabinencrew Getränke. Kapitän spricht wieder zu uns, Verzögerung durch schlechtes Wetter in Lagos, also dort wo wir gerade gelandet sind und stehen. Es wird gerade eine Entscheidung getroffen, man werde uns in 5 Minuten aus dem Cockpit informieren. Ein Blick aus dem Fenster zeigt Dunst, ca. 3 km Sicht, der blaue Himmel ist erkennbar, es wird immer dunkler. Es landet eine militärische Herkules und rollt zur Abstellfläche. Mittlerweile ist es finster, man sieht die Pistenbefeuerung über die gesamte Länge der Landebahn, den Turm bis hinauf und die Sterne. Nicht bestes, aber brauchbares, Sichtflugwetter. Die Wetteransage war eine offensichtliche Lüge. British Airways und KLM Flieger landen und starten wieder, für uns ist das Wetter zu schlecht....
Mittlerweile sitzen wir 2 Stunden im Flieger, die Crew ist freundlich, auf Fragen bekommen wir die Antwort, man weiss nichts. 4 Stunden nach der Landung werden die ersten Passagiere ungemütlich, es beginnen Diskussionen mit dem Purser über: " warum nicht aussteigen", usw. Stunden nach der letzten Ankündigung, dass wir in 5 Minuten informiert werden, hat man keine Informationen bekommen. Und für das Wetter kann man nichts. Es sei sehr gefährlich bei diesem schlechten Wetter hier zu starten. Endlich wieder ein announcement um 21:00 Uhr: Es werde gerade eine Entscheidung in Frankfurt getroffen, wie man weiter vorgehe. Man werde uns in Kürze informieren. Die Kürze dauert über eine Stunde, dann kommt die Entscheidung: Eine neue Crew wird uns nach Accra fliegen, in einer Stunde geht es los. Um 22:20 werden wir gebeten, dass alle aussteigen und alles Gepäck mitnehmen, ohne Grund.
Der Dunst wird ein bisserl dichter, alle Passagiere haben das Flugzeug verlassen, eine neue Crew steht bereit und begibt sich ins Flugzeug. Die alte Crew spaziert lächelnd an den wartenden Passagieren vorbei....
Um 23:00 boarden wir wieder, die neue Crew ist freundlich und entschuldigt sich, der Dunst wurde ein bisserl mehr und wir hoffen auf einen Start. Der Flug geht nach Accra, weitere Informationen hat die Crew nicht.
Um 0:20 heben wir ab, 40 Minuten später eine Landung in Accra. 5 km Sicht, keine Wolke, Wetter gut. Man denkt sich so seinen Teil über die Lufthansa, sucht ein Hotel und schläft gut.
Sonntag früh: Eigentlich will ich Evans seinen Sonntag lassen, aber wer kann schon immer das tun was er will. Er ist wie immer freundlich. Willkommen in Accra, man erwartet uns am Montag in Takoradi. Ok, wir fahren mit dem STC Bus hin und werden Montag früh dort sein.Phillip in Accra
Ohne Phillip ging das alles so einfach, mit ihm die Schwierigkeiten in Lagos. Wir steigen in den Bus, zahlen für 78 kg Gepäck (Werkzeug) 40 000 Cedis und fahren los. Nach eineinhalb Stunden ein kurzer Stop in einem Kaff mitten im Urwald, es riecht ein bisserl nach Bremse im Bus. Der Fahrer fährt von der Haltestelle weg und bleibt nach 20 m stehen und steigt aus. Phillip, wie immer am Fensterplatz, beobachtet und kommentiert. Eine wirklich laute Explosion lässt ihn verstummen, aber nur für 7 Sekunden. „Das war ein Reifen“ kommentiert er sachlich richtig. Schon wieder Schwierigkeiten mit ihm!. Na gut, eine Chance, diese Geschichte weiterzuschreiben. 3 Stunden Aufenthalt im Restaurant, während der Reifen gewechselt wird.
Die Informationen sind gut. Sogar der Fahrer des Busses kennt die Basics der Kundenbetreuung. Er informiert uns, dass der nächste Bus in einer Stunde vorbeikommt, wer es eilig hat, kann da mitfahren.
Wir haben es nicht eilig und der Ersatzbus kommt nach 3 Stunden. Wenigstens Platz haben wir jetzt genug. Gegen 7 Uhr abends kommen wir in Takoradi an und telefonieren mit John. Der hat uns eigentlich nicht wirklich erwartet, freut sich aber trotzdem. Wir quartieren uns wieder im Hotel Al Rose ein.
Phillip drängt auf ein Abendessen. Also gehen wir und er speist tatsächlich ausreichend. Das Hotel liegt am Strand und nach unserer Rückkehr lernen wir, dass Sonntag Abend Strandparty mit Disco ist. Und zwar bis 3 in der früh. John hat uns angeboten, uns um 9 mit einem Militär-Jeep abholen zu lassen. Also um halb 9 Frühstück, Spiegelei und Marmeladetoast. Phillip ist schon ganz zappelig, er will endlich die Flugzeuge sehen. Ganz besonders neugierig ist er auf den Skyliner. Schon seit zwei Tagen nervt er mich, wie das mit der hinteren Wand ist, wo das Klo ist, wie die Sitze angeordnet sind.... NA endlich! Da stehen sie in der Halle und es dauert auch nur eine Minute, bis er alles erforscht hat, was anders als Skyvan ist. Und eine weitere, bis seine Umbauvorschläge da sind. Danach beginnt der erste Tag. Sich orientieren, wer hat was zu sagen, wie weit und wohin darf man gehen, ohne mit militärischen Gepflogenheiten in Konflikt zu geraten, wo gibt es was zum Ausborgen usw. Jeder hier ist freundlich und hilfsbereit, John fragt, ob wir interessiert sind, dass uns Skyvan-Techniker helfen. Ich will ihm Morgen eine Antwort geben. Vorerst nichts überstürzen, ist meine Devise. Wir inspizieren zuerst einmal die Flächenbolzen, da ist nämlich eine Inspektion seit 3 Jahren vorgeschrieben, die aber laut Logbuch nicht gemacht wurde.Beim Öffnen der Deckel bestätigt sich die Nicht-Logbucheintagung. Diese Schrauben waren sicher schon 8 Jahre nicht offen, Phillip lernt schnell. Ich drohe ihm böse Sachen an, wenn er eine Schraube vernudelt (abrutscht und den Schlitz ausbricht). Er arbeitet gut und gewissenhaft und ist auf Engländer und Iren, die diese Schrauben erfunden und verwendet haben, kaum mehr gut zu sprechen. Die Schrauben weichen seinen Kraftausdrücken, die Deckel gehen auf. Ein erster schneller Check lässt ein Maß schätzen, das nahe der Toleranzgrenze liegt. Eine genauere Messung lässt uns ein bisserl aufatmen. Laut Service Bulletin müssen wir in Zukunft alle 2 Monate nachmessen, aber zumindest nach Hause fliegen können wir. Wir arbeiten tief im Dreck. Die Staubschicht ist gut 2 mm dick auf den Flächen. So kann es nicht weitergehen. Ausserdem sind da einige Korrosionen unter dem Dreck und Lack zu erkennen. Bevor wir da weiterarbeiten, will ich wissen ob das noch reparierbar ist. Irgendwo in Takoradi muss doch ein Dampfstrahler aufzutreiben sein. Am Abend bleiben wir bei allen Tankstellen stehen, bei einer gibt es so etwas. Verhandeln tun sie ja gerne, die Ghanesen. Der Chef will morgen vorbeikommen, sich die Arbeit ansehen und uns dann einen Preis vorschlagen. Er kam, sah und wollte 300 Euro. Nach Verhandlungen einigen wir uns auf 200, noch immer viel zu viel, aber ich will den Staub vom Flieger haben. Und die Korrosionen inspizieren. OK, in einer Stunde kommt er mit seinen Boys, wir können dann gemeinsam den Flieger hinausschieben und draussen abspritzen.
Phillip und ich wollen alles vorbereiten, dass es dann schnell geht. Luft in die Reifen, die Hallentore auf und plötzlich ein lautes unangenehmes Geräusch, der Flieger bewegt sich, die Flügel wackeln, die Nase hebt sich, der linke Flügel senkt sich. Ein Scheiss Geräusch. Zuerst will ich gar nicht wissen, was da passiert ist.Eine Fahrwerksaufhängung gebrochen? Das würde das Ende dieses Fliegers bedeuten, unmöglich das hier zu reparieren. Aber so korrodiert war er doch nicht, dass da gleich ein Holm bricht....und noch dazu ohne Feindeinwirkung, keiner hat am Flieger gerüttelt!
Phillip geht an die andere Seite: Den Ort des Geschehens. Ich schaue inzwischen blöd aus der Wäsche, die paar Soldaten um mich auch. „ da fehlt ja der komplette Stossdämpfer“ ist Phillips Diagnose. Ob das gute oder schlechte News sind, weiss ich jetzt noch nicht.Ein Blick ums Eck lässt mich als erste eine hässlich Blechfalte an der Fahrwerksaufhängung erkennen. Schöne Scheisse. Tatsächlich, es fehlt der Stossdämpfer, der Flieger ist nur auf einem dünnen Blech der Fahrwerksverkleidung gestanden und irgendwann ist diese weggebrochen. Irgendwann.. vor 5 Minuten. Schöne Scheisse. Gut, wir haben ja noch immer den Skyliner. Der hat zwar nur ein kleines Hecktor, aber dafür 2 Seitentüren. Ist ja auch lustig, aus zwei Türen zu springen. Man muss immer das Positive sehen. Phillip sieht es auch. Er will Formation fliegen, da brauchen wir zwei Flieger, also schauen wir einmal, was da wirklich passiert ist. Ein Skyvanheber zum Aufbocken muss her. Es stehen 3 in einer Ecke des Hangars. Der Hangarchef meint, wir brauchen da gar nicht hingehen, die stehen schon seit 10 Jahren dort. Phillip ist motiviert, ich kaum. Er geht auf Suche, tatsächlich nach einer halben Stunde kommt er mit einem 12 Tonnen Heber von der Feuerwehr!
Aus irgend einem Grund, wahrscheinlich weil ich befürchtet habe, dass beim Waschen zu viele Leute am Flieger sind, habe ich unter die Heckrampe einen grossen Holzklotz gelegt. Auf diesem sitzt der Rumpf jetzt links hinten auf. Wie sich beim Hocheben herausstellt, hat diese Idee einen echten strukturellen Schaden verhindert. Der Schaden an der Fahrwerksaufhängung entpuppt sich als einer an der Verkleidung. Also doch Formationsfliegen! Mittlerweile ist die Waschbrigade gekommen. An ein Hinausschieben vor den Hangar ist jetzt nicht zu denken, nach Lösungen wird gesucht. John ist einverstanden den Flieger im Hangar waschen zu lassen. Eine Riesensauerei entsteht. Der Staub vom Flieger wird zum Schlamm im Hangar. Mir wird körperlich übel, wahrscheinlich auch, weil die Korrosionen immer sichtbarer werden. Die Temperatur im Hangar liegt bei 35 Grad, mit dem Hochdruckgerät bringen wir die Luftfeuchtigkeit so weit, dass unter dem Dach dauerhafter Nebel und erste Wolken entstehen. Ich will nicht mehr. Phillip will Formationsfliegen. „Kannst Dir vorstellen, wie cool das ist, wenn beide flugfertig da draussen stehen?“ Nein, ich kann nicht.
Biere am Abend folgen...
Die nächsten Tage sind deutlich positiver. Der Schaden ist doch nicht so gross, ich denke dass wir auch damit nach Hause fliegen können. Ob unser Prüfer der AustroControl auch so denkt? Und dann gibt es ja noch die Überlegung, dass wir die Flieger Ghanesisch zivil zulassen. Ob die Ghanesen das aushalten? Man wird sehen. Zu den Positivas gehört, dass wir noch ein Skyvan-Triebwerk in einem anderen Hangar entdecken und ganz klar ist, dass wir das auch mitgekauft haben. Auch beginnt sich zu zeigen, dass die Soldaten sehr wohl an einer Mitarbeit interessiert sind und auch daran, dass wir die Flieger von hier fliegend wegbringen. Obwohl sie sie lieber fliegend da hätten.
Fehlende Teile finden sich in verschiedenen Stores, Freundschaften werden geschlossen, wir haben Werkzeuge mitgebracht, die sich das Wartungspersonal gerne ausborgt, wir nehmen deren Hilfe gern in Anspruch. Eine Hand wäscht die andere.
In der ersten Woche haben wir viel weitergebracht. Von der G452, die im Freien mit dem lädierten Bugrad stand, wurden die 2 Triebwerke, die noch relativ neu und in Ordnung sind, auf die G454 in der Halle aufgebaut. Die G454 ist diejenige, die wir als erste fit bekommen wollen, sie hat wenige Landungen, aber einige Korrosionen am Dach. Die stellen kein grosses technisches Problem dar, in wenigen Tagen mit geeignetem Werkzeug in Klatovy ist das zu reparieren. Die vielen fehlenden Teile haben sich auch schon gefunden, verborgen bleibt nur der eine Stossdämpfer. Aus einem 8mm Flachstahl haben wir ein Provisorium gemacht, dass sich der Flieger wenigstens im Hangar verschieben lässt. Die Propeller die seit Jahren am Hallenboden lagern werden zerlegt und verpackt. Der Plan ist, das ganze schwere Zeug mit einem Container per Schiff nach Europa zu schicken, dort sanieren zu lassen und die benötigten Teile für den Überstellungsflug wieder nach Ghana zu bringen. 4 Propeller bleiben da, mit diesen wollen wir den Überflug der G454, die übrigens später OE-FDI heissen wird und dem Skyliner, der G450, die später OE-FDL heissen wird, machen.
Unser Team besteht mittlerweile aus 5 Ghanesen, Ben und Uganda als Triebwerksleute, Rudolf undHannes arbeiten auf der Zelle und Mensah ist der Elektriker, der auch der grosse Checker ist. Phillip ist zum Mister Phillips und zum Allrounder geworden, sowohl bei der Hydraulik als auch am Triebwerk hinterlässt er seine Eindrücke. Ich versuche das Gesamtwerk im Überblick zu behalten und ein bisserl vorauszuplanen und natürlich bleibt die Papierarbeit an mir hängen. Vor allem die noch offenen Arbeitsschritte und fehlenden Teile müssen dokumentiert werden, um später nichts zu vergessen. Die Stimmung ist gut, es geht was weiter und keine bösen Überraschungen sind zu verzeichnen. Die Ghanesen arbeiten sauber, wissend und gewissenhaft, sind ab und zu ein bisschen aus der Übung. Nicht schlecht für mich, da kann ich mein Wissen einbringen und werde auch als Mechaniker von ihnen akzeptiert.
Wir beginnen ein Triebwerk in die Kiste einzupacken, wir brauchen eines mit einer frischen Hot Section Inspektion, die alle 1700 Stunden fällig ist. Und die soll in Dänemark gemacht werden. Uschi wurde beauftragt einen Weg zu finden das Triebwerk zu schicken. Das war gar nicht so einfach! Letztendlich hat aber eine alte Verbindung in Wien geholfen, das zu handeln. Danke Herr Weiss! Am Sonntag beschliessen wir diesen als Ruhetag einzulegen, am Abend holt DHL das Triebwerk ab und es verlässt die Air Force Station Takoradi sogar mit einem Stempel der Militärs auf den Versandpapieren! Das erste Teil ist also auf dem Weg nach Hause.
Wir deuten dieses Zeichen, dass die Skyvans doch jetzt uns gehören und man sie uns auch hoffentlich ausfliegen lassen wird....
Montag früh ist der Tag der Elektrik. Batteriewagen anstecken, Hauptschalter ein. Ein paar Lamperln leuchten schon, aber viel zu wenige. Mensah und ich suchen Fehler für Fehler ab, vieleKleinigkeiten machen leichte Probleme. Am späten Nachmittag sind dann alle kaputten Sicherungen ersetzt, durchgebrannte Lampen ausgetauscht und die wesentlichen elektrischen Funktionschecks abgeschlossen. Die open-item list der Elektrik umfasst nur mehr 21 Punkte, lauter Kleinigkeiten, die man nur reparieren braucht. Zeit die Triebwerke auszuprobieren. Ben und Uganda haben gut gearbeitet, ein letzter Check in der Halle zeigt keine Beanstandungen. Die Zeit vergeht wie im Fluge, draussen ist es schon finster und wir vertagen alles weitere auf morgen.
Roll out
Dienstag der zweiten Woche. Frühstück im Hotel um 7 Uhr, wir wollen um halb acht beginnen. Die Sonne scheint, 27 Grad. Pünktlich um halb acht sind wir am Flugplatzeingang, alle anderen auch. Donnergrollen ist zu hören, 3 Minuten schüttet es. Schütten ist ein Hilfsausdruck - ein Eimer der im Freien steht füllt sich binnen 4 Minuten! Bis zum Hangar 4 sind es rund 300 Meter, die Motivation fehlt, dorthin zu laufen, besser schwimmen. Nach 20 Minuten ist alles vorbei. Das Wasser steht noch zentimeterhoch, die Sonne scheint wieder, 36 Grad, 100% Luftfeuchtigkeit. Die 3 Defender, die vor den Skyvans in der Halle stehen werden hinausgeschleppt, Die 2 Skyvans folgen.
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Ein schönes Bild! Während Mister Phillips sich um Tankwagen und Ground Power kümmert, organisiere ich die G452, die mittlerweile ohne Triebwerke und Bugfahrwerk vor der Halle steht in die Halle. Dort passiert das nächste Missgeschick! Die beiden, die vorne im Cockpit sassen, um das Gleichgewicht zu halten, steigen nach hinten aus und rrrrrummms, der Flieger fällt am Arsch. Ein imposanter Eindruck, viel Lärm, aber nur eine leichte Delle am rechten Seitenleitwerk. Jetzt nur nichts überstürzen, Schadensbegrenzung ist angesagt! Der Plan wird durchdacht und kurze Zeit später steht sie wieder da, vorne und hinten unterstützt.
Phillip hat getankt, das Aggregat steht da. Probieren wir halt einmal rechts. Start - Der Propeller dreht, man hört das Tackern der Zündung, aber das Triebwerk startet nicht. Gut, dann eben links. Der Propeller dreht, aber nicht einmal die Zündung ist zu hören. Gut, dann eben nicht. Das Problem rechts ist schnell gefunden. Durch das lange Stehen sind alle Spritleitungen leer und wir haben nur in den linken Tank getankt, weil rechts noch der Inhaltsgeber fehlt. Die Leitungen werden entlüftet, dann müsste es gehen. Links wird Korrosion am Stecker zum Speed switch als vermutliche Ursache erkannt. Beim Start der Triebwerkes wird erst bei 10 % Drehzahl vom Speed switch der Treibstoff und die Zündung eingeschalten. Wenn man das entsprechende Relay händisch niederdrückt funktioniert Zündung und Treibstoffventil. Also auf zum zweiten Versuch.
Das Linke startet nach manueller Zündung und läuft anstandslos. Gut. Das Rechte startet auch gut und beschleunigt sauber, aber auch bei voller Drehzahl leuchtet die Öldruckwarnung und es wird kein Druck angezeigt. Also: Schlecht. Abstellen. Dieses Problem kann viele Ursachen haben, vielleicht nur eine verstopfte Leitung, vielleicht eine kaputte Ölpumpe. Das wäre teuer und würde heissen, dass dieses Triebwerk zum Überholen geschickt werden muss. Daher gehen wir von der verstopften Leitung aus. Leitung öffnen, Triebwerk anlassen. Eine Riesensauerei ist die Folge. Öl überall und in rauen Mengen. Triebwerk abstellen. Phillip und ich erwarten uns einen Riesenanschiss, der aber nicht kommt. Das sei doch gut, dass da Öl rauskommt, das heisst, das Triebwerk funktioniert und schmiert. Und die Sauerei? Das verdunstet eh in der Hitze oder der Regen spült es weg.....
Der Regen kommt übrigens schon vom Westen! Die Ghanesen werden hektisch, schnell die Flugzeuge in die Halle, es sind ja noch einige Inspektionsdeckeln offen und ausserdem geht unser STC Bus in 2 Stunden. Ohne böse Zwischenfälle verschwinden die 2 Skyvans im Hangar, jetzt ist es wirklich Zeit zu gehen. Die Leute auszahlen, ein herzliches Danke und ab ins Abenteuer, mit dem Bus nach Accra und übermorgen wieder nach Hause.
Die Busfahrt ist ein Abenteuer, wirklich. Beschleunigen auf 110, hupen statt bremsen und drauf vertrauen, dass beim Überholen kein Gegenverkehr um die Kurve kommt. Nach einer Stunde wird es besser, weil da ist es schon finster und die Scheinwerfer des Busses leuchten nicht so weit. Manch Gegenverkehr kommt ohne Licht daher, wenn man ihn dann sieht geht es so schnell, dass gar keine Zeit mehr für Adrenalin bleibt. 4 Stunden dauert die Reise, Ich sag es euch, ein Abenteuer! Wirklich!
In Accra leisten wir uns ein Doppelzimmer im Novotel zu später Stunde, Phillip verspricht nicht zu schnarchen.
In der Früh serviere ich das Frühstück, er hat nicht geschnarcht! Unser Plan für heute ist: Phillip erkundet die Infrastruktur am Flugplatz, im besonderen ob man hier Flugzeugbatterien kaufen kann. Mein Weg führt zu den Militärs, um eine Bestätigung für unser Amt zu erhalten, dass die Flugzeuge nicht mehr unter Ghanesischem Militärkennzeichen fliegen werden. Gottes Mühlen mahlen langsam, Ghanesische Verteidigungsmühlen langsamer. Grundsätzlich bekomme ich ein solches Papier, aber das ist nicht so einfach. Es ist doch eh klar, dass wenn ein Militärflieger an einen Österreichischen Zivilisten verkauft wird, es kein Ghanesisches Kennzeichen mehr gibt. Ja, aber nicht der Österreichischen Behörde! Erklär das einmal einem General.... Der zuständige General ist aber eh nicht da, daher kann ich das Papier jetzt auch nicht bekommen, man wird es mir schicken. Auch gut, ich kann es eh nicht ändern.
So vergeht der Mittwoch. Phillip schnarcht wieder nicht und am Donnerstag sitzen wir am Pool, jeder mit seinem Computer und einem Haufen Logbücher und wir versuchen die Zahlen in den Büchern zu finden und so aufzubereiten, dass es unserem Bauprüfer in Wien zumindest etwas leichter fällt die Flieger zuzulassen. Den ruf ich auch an, um ihn kurz über die Lage zu informieren. Josef Eisnecker hat sich schon bei unserem ersten Gespräch nicht sehr begeistert gezeigt nach Ghana zu fliegen. Jetzt ist er ziemlich unkooperativ. Es werde Umstrukturiert im Amt, er hat keine Zeit, Er wird eh nicht mehr zuständig sein, das ist alles so schwierig und unklar, usw. Ich versuch ihm von unserer Situation zu erzählen, wie schön es am Pool ist und warm, begeistern lässt er sich nicht, ich soll ihm hald die ganzen Informationen schicken, sauber zusammengestellt, er ist nächste Woche Mittwoch kurz da, dann wird er sich es ansehen. Wenn er Zeit hat. Und ausserdem ist er die nächsten Monate eh dauernd auf Dienstreise und im März hat er auch keine Zeit.
Die Zeit vergeht wie im Fluge, die Logbücher immer durchschaubarer, die Excelfiles immer übersichtlicher. Der Himmel ist blau, 42 Grad, alle 20 Minuten zwingt es uns ins Pool und um 5 Uhr Nachmittag verlassen wir das Hotel Richtung Flughafen.
Der Lufthansaflieger ist rammelvoll bis auf den letzten Platz, fliegt aber pünktlich um 20 Uhr. Nach Stops in Lagos und Frankfurt sind wir am Freitag früh um 10 in Wien. Am Sonntag wollen wir nach Tozeur fliegen, also muss noch schnell einiges bestellt und erledigt werden. Am Weg nach Hause besuch ich meinen Vater, das sind ja gute Nachrichten. Er kann das Bett schon wieder aus eigener Kraft verlassen, ein grosser Fortschritt seit meinem letzten Besuch vor 2 Wochen. Der Freitag wird uns zu kurz, der Samstag auch, Sonntag um 8 geht es ab nach Tozeur. Wir haben zumindest alle Zahlen in den Computer getippt, um in Tozeur die Auswertungen machen zu können.
Tunesien
Capitän Immig und Mister Phillips reißen sich um die Pilotensitze nach Tozeur, hab ich wenigstens Zeit, diese Geschichte zu schreiben. Und wen es interessiert, wie es die 3 Wochen in Tozeur war, kann hier, unter http://www.pink.at/toe04tagebuch.htm nachlesen.
und mit tunesien fangen die probleme an: neun erstspringer sollen am donnerstag nach tozeur kommen. der flieger aus prag nach tunis hatte verspätung, der aus wien auch. der flieger nach tozeur wartet nicht und fliegt mit 4 passagieren ab, unsere 26 bleiben in tunis. wolf schüttelt am nächsten tag eine erstsprungeinweisung aus dem ärmel, am freitag abend sind alle da. während am wochenende alle ihre ersten automatensprünge absolvieren, sitze ich vor dem computer in meinem arbeitszimmer, das ich am 29. jänner an den pool des inzwischen auf 4 stern umgebauten hotels verlege. ab 4 uhr nachmittags wird es richtig kalt, so um die 20 grad, und ich muss in die bar verlegen. scheiß job. endlich sind die ersten schüler soweit, um mit aff zu springen. einige zahlen habe ich schon systematisiert, aber die gedanken an excel sheets und wartungen verlieren sich schnell im freifall. björn teilt die schüler den lehrern zu, ich falle - ein lichtblick - auf die butterseite. meiner, max, kann zwar nur schwer bis gar nicht zuhören, um so geschickter stellt er sich im freifall an. bin ich nicht ein brillanter lehrer? die aff sprünge verkommen zu funjumps, und den level 7 spritzen wir, dafür fliegt er mich 3 mal an und arbeitet gut mit meinen leveländerungen mit. zuhören kann er aber immer noch nicht.... die coachsprünge mit den anderen schülern diese woche machen auch spaß, irgendwie sind alle gut drauf. bis zum ende der woche. da erreicht mich ein anruf aus ghana: "there is a little problem". naja, die sind da, um gelöst zu werden, wenn schon max mir keine gegeben hat. aus takoradi höre ich, dass wir nicht mehr zu den fliegern und unsere ghanesischen techniker auch nicht mehr dran arbeiten dürfen. aus accra, vom air force headquarter höre ich, dass es ein problem gibt, das innerhalb der nächsten wochen gelöst werden soll. die lösung sieht dann so aus: ein brief, in dem uns mitgeteilt wird, dass der vertrag aus gründen der souveränität des staates annulliert wird und ich möge mitteilen, wohin der bezahlte kaufpreis zurücküberwiesen werden soll. haha, das ist ja nur bedingt lustig, nach all den investitionen, die wir schon gemacht haben.
parallel dazu verlaufen die verhandlungen mit unserer behörde. unser bauprüfer josef eisnecker ist immer unterwegs und wenn er einmal in wien ist, funktioniert das telefon in tunesien nicht. und wenn es funktioniert, ist er gerade in einer besprechung. der freitag ist ein guter tag. zumindest der abend. um kurz vor 7 ruft mich josef an. dienstlich und das am freitag um 7 abends... er hat sich das jetzt alles angesehen, er ist gar nicht begeistert von der idee nach ghana zu kommen. noch immer nicht. aber wenn 2 warte die lufttüchtigkeit bestätigen und dass alle ad's und sb's erledigt sind, dann können wir eine bewilligung zum überstellen erhalten. der zweite wart ist nick, den ich schon informiert habe und der uns auch schon in südafrika bei der letzten skyvan geholfen hat. jetzt will er endlich bei einem ferryflug dabei sein. josef zeigt sich erstaunlich konstruktiv und im laufe des gespräches erfahre ich auch, was seine meinungsänderung verursacht hat. umstrukturierungen im amt, also ein neues feindbild, gott sei dank nicht mehr ghana, die skyvans und ich. er wird nick noch genau sagen, was er alles will. das war der erste lichtblick an diesem freitag.
der zweite war norbert, mein herzchirurg. mit ihm habe ich meine zwei ersten herzoperationen überstanden und ihm versprochen - mit freude, übrigens, dass ich ihm eine woche relativkurs verpasse. norbert war letztes jahr in tozeur und hat da seine lizenz erworben. seine gefährtin - oder frau, man kennt sich ja heutzutage mit den verhältnissen nicht mehr aus - susanne, auch. an der bar haben wir uns näher kennen gelernt, über seinen beruf gesprochen, es folgten zwei operationen.
das springen mit ihm macht richtig spaß. er kann zuhören und setzt um. susanne springt auch ab und zu mit. im freifall bringt sie mehr weiter, warum weiß ich nicht, weil zuhören kann sie genauso wenig wie max. aber das bin ich ja gewöhnt. letztendlich will sie nicht mehr mit mir springen, sie zieht skip vor, der kann das besser, auch gut, dafür kommt wieder max. ein würdiger ersatz. die letzten absätze sind keine beschwerden gegen irgendwen. ich habe die tage sehr genossen. und ich werde sie zu schätzen wissen.
mittwoch erscheint phillip nicht zum frühstück. phillip ist unser einziger pilot in tozeur. andrea, die ärztin fehlt auch. haben die was miteinander? ja, ist die antwort! er ist krank. verkühlung. andrea grounded ihn einfach für 2 tage.
bad news: ich muss fliegen. 2 lange tage, ich will aber springen. was will man so oft so gerne. man hat mich selten so unlustig gesehen, sagt man. während der tankstopps versuche ich mit ghana zu telefonieren. manchmal komme ich durch, die news sind schlechte. 2-3 wochen wird die entscheidungsfindung dauern. welche entscheidung? die flieger gehören uns, wir wollen sie! und zwar sofort.
am ende meines zweiten tages als pilot kommt wenigstens ein bisserl positives herüber. eine außenlandung in chebika, einer oase 40 km im norden tozeurs, zu sunset. natürlich muss ich in der nähe der springer bleiben, bis alle gut gelandet sind und wenn ich schon so nieder bin, kann ich ja gleich tief nach hause fliegen. 16 minuten im tiefflug über die sahara, zu sunset entschädigt mich ein bisschen.
tunesien geht zu ende, phillip wird gesünder, ich kann noch ein paar sprünge machen, und - keine sonne ohne schatten - nur bad news von ghana und norberts diagnose sagt, noch eine operation. diese soll schwieriger werden. er wird das schon machen.
am samstag um 15:00 uhr startet das endspiel des africa cups im fußball. marokko gegen tunesien. der flugplatz wird geschlossen, kein bus und taxi fährt. tozeur ist ausgestorben, jeder sitzt vor dem fernseher. 90 minuten später steht es 2:1 für tunesien, sie haben den cup gewonnen. die südländer können feiern. tozeur gleicht dem berühmten hexenkessel, nein drei hexenkesseln. morgen geht es heimwärts.
der flug nach wien bringt uns in kalte gefilde. das heizungsventil steckt, im flieger hat es bald minusgrade. der glühwein in wr. neustadt in der flugplatzkantine schmeckt und wärmt.Wieder zuhause
Josef ist die ganze nächste Woche nicht da. Es gibt aber noch einiges zu klären. Viele Telefonate mit den Ghanesen bringen: Genau nichts.
Scheiß drauf oder Gas geben, das ist die Frage? Wuzi, beim Militärdienst, kommt immer ein bisserl traurig nach Hause. Wie Tozeur war, wie es in Ghana geht und er buddelt Schützengräben. Bald wird er als Kraftfahrer ausgebildet. LKW mit Hänger. Da hat er Zeit, auch für den Pilotenschein zu lernen, sagt er. Und ab September zieht er nach Klatovy, in die neue Halle, um alle Skyvans herzurichten. Also, brauchen wir sie, mach das einfach, sagt er. Uschi ist in der Zielgeraden mit der nächsten Pink News, ob da schon was über unsere neuen Skyvans drinnen stehen soll? Unsere? Das sehen nicht alle so, also nicht. Natürlich sind es unsere Papa, hol sie einfach, lautet die Anweisung. Also, was bleibt mir übrig.
Eigentlich geht es mir ja sehr gut. Karin und Uschi in Wien im Büro, halten mir die ganze Arbeit vom Leib, weil ich eh nur halbe Sachen und Konfusion mache. Noch einmal, hau ab und hol die Skyvans, wir machen das hier schon ist der Tenor.Ghana - auf ein Neues
Also, wir holen sie. Plätze auf Flügen nach Ghana sind rar. Nichts Neues. Also dauert es noch 5 Tage bis ich unterwegs bin. Ich versuche Termine zu organisieren, man will aber nicht mit mir sprechen. In Accra angekommen, gelingt es mir einen Termin mit dem Chef der Logistik, der die Annullierung unterschrieben hat, zu vereinbaren. Da sitzt auch ein Offizier des Legal Departments dabei. Viel hin und her. Das Ergebnis ist, sie können nichts entscheiden, wir müssen auf den General warten. Der kommt am Samstag Mittag wieder zurück nach Accra und ist am Montag im Büro.
Was machen die 4 Tage?
Die Geschütze in Stellung bringen. Die Flüge für Skip, der unbedingt mit wollte um zu helfen, Petr und Phillip sind gebucht. Also müssen wir die Flieger bekommen. Ein bisserl eigenartig der Gedankengang, aber solange er funktioniert, ist er gut.Ich pilgere zum Österreichischen Konsulat. Vielleicht kann man mir da Tipps geben. Und ob! Die Frau Konsul ist mehr als hilfsbereit. Man kenne da jemandem im Ministery of Defence, der kommt in einer Stunde. Soon - da erinnere ich mich an etwas. Tatsächlich, vier Stunden später ist er da. Er studiert die Dokumente, wo ist das Problem, es sind Deine! Das sehe ich auch so, aber nicht die Air Force. Er trifft sich morgen Mittag mit dem Minister zum Essen, da wird er ihn fragen. Er will Kopien der Dokumente. Gerne!
Und dann gehe ich noch zum Ghana Investment Promotion Center. Ich trage meinen Fall vor, mein Gegenüber fragt, wo das Problem liegt. Ich will meine Skyvans! "Go to a lawyer!" ist die Antwort. Welchen er mir empfehlen könne - Law trust company. Der Anwalt schüttelt den Kopf. Alles sei klar, die Flieger gehören mir. Wir brauchen das nur mehr durchsetzen. Easy game, meint er. Um 1000 Dollar will er mir einen Brief schreiben, der das durchsetzt. Warum nicht einem guten Geld gutes nachwerfen? Ja! Bitte.
Am Abend erreicht mich ein Anruf der Konsularin. Der Minister hat die Dokumente bekommen, alles ist in der richtigen Richtung, alles wird gut.
Den Samstag verbringen wir am Pool. Skip, Petr und ich haben einen Sonnenbrand wie die Tiere, am Sonntag fahren die beiden nach Takoradi, um sich um Fässer und Tanks für den Überstellungsflug, einen Container für die Triebwerke und andere Skyvanteile, wie Sitze und das Aufbocken der 3. Skyvan, vorzubereiten.Die nächste Woche ist mühsam. Täglich pilgere ich ins Burma Camp, die Wache kennt mich schon, ich kenne dort schon alle Büros in den Baracken. Man schickt mich von einem zum anderen, der andere ist nicht da und wenn ich zurückkomme ist der eine auch nicht mehr da. Coming soon, sagt man mir oft.
Am Donnerstag soll Phillip kommen, der die zweite Skyvan nach Hause fliegen soll. Er verpaßt seinen Anschlußflug in Amsterdam und bleibt dort über Nacht. Ärgerlich, hat man mir doch für Freitag früh zugesagt, daß eine Entscheidung vom Chief of Air Staff getroffen wird. Der ist am Freitag natürlich nicht da und am Montag ist Feiertag. Dafür kommt Phillip am Freitag. Meine Nerven liegen blank. Zwischendurch telefoniere ich mit unserer Konsulin, ob es was Neues vom Ministerium gibt. Sie ist am Arbeiten, alles im Laufen.
Soll ich die alle erschießen oder aufhängen. Oder beides. In welcher Reihenfolge? Was nutzt es? Die Aussichten, daß sie mich einsperren sind groß. Also doch nicht.
Als eine Lösung fällt mir ein, Urlaub zu machen. Ich fahre mit Phillip nach Takoradi. Wieder dieser Autobus, ein Erlebnis. Diesmal sind es nur 7 Fastzusammenstösse in 5 Stunden Fahrt.
In Takoradi quartieren wir uns wieder im Hotel AlRose ein. Petr und Skip tauchen auf. Was ist los? Ich erzähle von der Woche und keinem Ergebnis. Und, daß ich eigentlich Urlaub machen möchte - hier und jetzt 2 Tage. Natürlich wissen es alle 3, wie ich es hätte machen sollen, daß wir jetzt schon fast fertig wären und, daß sie gerne jetzt gleich an den Fliegern arbeiten wollen. Aha, jetzt weiß ich es also auch! Hätte ich mir nicht gedacht. Und, daß mir diese alle Mitteilungen fest am Arsch gehen, verstehen sie überhaupt nicht.
Wenigstens das Baden am Sandstrand kann ich genießen. Das Meer hat 27 Grad, Die Luft 37. Im Internetcafe liest man, daß es in Wien Schnee regnet. Und die Mails von zu Hause sind lustig, HAHA!!! Ich soll Gas geben, weitermachen, Phillip wird als Pilot in Zell gebraucht.
Am Montag wird es mir zu viel. In der Früh teile ich mit, daß ich fahre. Na endlich, heißt es. Die Stimmung ist angespannt.
Im Bus kann ich mich nicht entspannen. Ich denke, welche Möglichkeiten haben wir? Was habe ich falsch gemacht, warum sind die so mühsam? Und vor allem, wie komme ich zu einer Lösung und wie wird sie aussehen? Das Wie ist das Entscheidende. Wie kann ich das angehen, wer ist derjenige, der Ja sagt?
Das gilt es jetzt herauszufinden. Montag Feiertag, Dienstag 8 Uhr Burma Camp. Ich muß bis 9 Uhr warten, vorher gibt es keinen Passierschein. Um 9 ist keiner da, der mir einen Passierschein geben kann. Nach 10 darf ich endlich hinein. Die Air Force ist wie ausgestorben, keiner da. Die Erklärung bekomme ich von der Wache: Gestern war Feiertag, Tag der Unabhängigkeit mit Militärparade, daher heute freier Tag. Wer jetzt glaubt, was ich mir denke, liegt falsch. Es ist viel schlimmer, rassistischer und ordinärer! Nein, noch viel schlimmer!
Das Bier hier heißt Star und wird in 625 ml Flaschen serviert. Das ist ein bisserl mehr als ein halber Liter und ein bisserl weniger als ¾ Liter. Wenn man so eine Flasche kalt serviert bekommt und es hat 38 Grad bei 99 % Luftfeuchtigkeit, rinnt außen sofort Kondenswasser herunter. Wichtig ist, daß man es nicht warm werden lässt. Und ein einfaches Nicken lässt eine neue Flasche erscheinen. Der Zorn verraucht im Delirium.
Mittwoch, 9 Uhr: Der Adjudant des CAS (Chief of Air Staff) ruft an. Ob ich um 12 Uhr den CAS treffen könne. Jetzt geht was Weiter!!!!!!! Ich rufe noch schnell unsere Konsulin Fr. Smith an, sie sagt, der Verteidigungsminister hat Order gegeben, daß die Flieger freigegeben werden. SUPER! ENDLICH!
Frau Smith meint noch, daß ich keine Schmiergelder zahlen soll und mich auf keine Verhandlungen zur Aufzahlung einlassen soll. Und außerdem wäre es gut, wenn ich meinen Anwalt mitnehmen könnte.
Der CAS, Mr.Martey, hat ein edles Büro. 16 Grad Raumtemperatur, man reicht uns Getränke, bittet in die gemütliche Ecke. Der CAS ist ein gebildeter Mann, hoch dekoriert, tadellose Uniform. Spricht ein Englisch ohne Akzent und beginnt mit einer Entschuldigung. Ein Fehler im Verfahren. Sie sind dabei alles zu berichtigen, am Freitag, spätestens Montag, bekomme ich einen Brief von der Logistik, wo alles geregelt wird. Leider braucht es seine Zeit, bis das alles durch das System geht, er wird es beschleunigen, so gut es geht.
Eigentlich will ich ihn beschimpfen, aber das hilft jetzt sicher nicht weiter. Also Danke für das Gespräch.
Die Burschen in Takoradi verstehen überhaupt nichts mehr. Die sitzen genauso herum, nichts geht weiter. Inzwischen ist alles vorbereitet für den großen Einsatz am Flieger. Und am Samstag wollen wir schon nach Hause fliegen.
Nick in Wien verschiebe ich von Tag zu Tag. Wir brauchen ihn bzw. seine Unterschrift. Aber es macht ja nur Sinn, wenn er zum Flieger kann. Nächster geplanter Flugtermin: kommender Samstag. Er bekommt sogar noch einen Sitzplatz in der KLM.
Freitag früh ruf ich den Logistiker an. Ob es den Brief schon gibt? Ja, der sei gerade beim Scheiben, in einer Stunde oder so, kann ich ihn haben. Und die Flieger auch? Nein, nur den Brief, in dem steht, daß sie noch 240.000,-- Dollar haben wollen, weil die Ersatzteile das wert sind und das in meinem Angebot nicht berücksichtigt sei.
Ich glaub, ich höre nicht richtig???? 240.000 Dollar?? Ja, das sei eben so.
Rücksprache mit Fr. Smith. Sie kann es nicht glauben, ich soll den Brief holen. Aber keine Zugeständnisse und kein Schmiergeld, meint sie bestimmt. Laut ihrer Information sind alle Leute auf Ministerebene schockiert über die Art und Weise, wie man in GAF agiert und meinen, es sei nur eine Formalität, bis die Freigabe gemacht wird. Aber GAF leistet vehementen Widerstand. Der Chief Director meint, er müsse sich konkreter über den Fall informieren und wird uns helfen. ... ANMERKUNG: Aber er weiß ja schon alles, worüber möchte er sich noch informieren ??
Ok, ich gehe. 42 Grad, der Saft rinnt mir unten aus der Hose. Der Passierschein geht diesmal schnell, ich erwische den Herrn Commodore Nuno vor seinem Büro. Der Brief sei noch nicht fertig, ich soll Montag wiederkommen. NO WAY! Höflich und bestimmt teile ich ihm mit, daß ich hier und jetzt und in seinem Büro auf den Brief warten werde.
Das überrascht ihn sehr, und diesen Moment benutze ich, um an ihm vorbei in sein Büro zu gehen, ganz nach hinten zum Besprechungstisch. Sir, so geht das nicht! Oh Ja das geht schon!. 2 Wochen auf den Arm nehmen reicht, ich will jetzt wissen was Sache ist. Und ob das mit den 240.000 ernst ist. Ja, seine Leute haben gesagt, daß die Teile es wert sind. Das interessiert mich nicht, Ich hab sie schon gekauft und bezahlt. Das sei annulliert worden.
Also so kommen wir zu keinem Ziel.
Sir, ich sitze jetzt 2 Wochen herum und jetzt das? Das kann nur ein Missverständnis sein oder ein krimineller Akt. Im ersten Fall werden wir das jetzt sofort aufklären, im zweiten Fall muss er es mir sagen, dann verlasse ich das Land mit dem nächsten Flugzeug, nehme zur Kenntnis, dass das bezahlte Geld verloren ist und werde den Anwalt damit beschäftigen. Und, um unsere Karten zu verbessern, auch die Presse. Das trifft sich eh gut, weil noch dieses Jahr Wahlen sind. Ich erkläre ihm noch einmal, dass ich verstehe, dass die Militärs ihre Verfahrensfehler ausbügeln müssen, aber nicht auf meinem Rücken. Ich habe die Flieger gekauft und bezahlt, das habe ich schriftlich. Und damit gewinne ich vor jedem Gericht, auch in Ghana, und er ist seine Uniform los.
Bei „krimineller Akt“ und „Presse“ wird er unrund. Nein, Betrug sei nie der Plan, es sei ein Missverständnis und außerdem tut er nur das, was ihm gesagt wird. Wer hat ihm das gesagt? Der CAS, Martey!
Nuno will überhaupt nicht mit mir zu ihm gehen, um das aufzuklären. Dann mache ich es eben ohne ihn. Das wird nicht gehen meint er, weil ich um einen Termin fragen muss. Tu ich eben.
Den Weg zum Büro kenne ich ja schon, um die ersten 2 Vorzimmerdamen komme ich mit meiner jetzt sehr bestimmten Art schnell herum. Die 3, erklärt mir, dass er nicht da sei und ich außerdem einen Termin brauche. Gut, dann will ich einen Termin und zwar jetzt und ich warte auf ihn und zwar hier.
Sie will mich auf nächste Woche vertrösten, sieht aber bald ein, dass das nicht geht. Mr. Kommandant wird sich noch heute mit dem Vorwurf des kriminellen Aktes beschäftigen müssen. Und zwar mit mir, hier. Der hat gesessen. Sie beginnt zu telefonieren. In 20 Minuten wird er hier sein. Wie erwartet dauern die 20 Minuten eine Stunde.
Er ist souverän. Erzählt mir noch einmal seine Geschichte, noch bin ich höflich und lasse ihn ausreden. Danke für die Ausführungen, er möge mir bitte jetzt genau zuhören. Die Probe dieses Auftrittes bei Nuno hat mir gut getan und, dass er mich eine Stunde warten hat lassen auch. Wie ein Anwalt in einem Schlechten Gerichtsfilm trage ich vor, er hört mir immer mehr zu. Jeden Absatz belege ich mit einer Kopie des zugehörigen Schriftverkehrs. „Criminal act“ zieht bei ihm auch. Die Presse hebe ich mir noch für später auf. Wie ich fertig bin, holt er sich seinen Adjutanten. Der stellt Fragen und bekommt den ganzen Vortrag noch einmal zu hören. Jetzt hört der Chef noch ein bisschen aufmerksamer zu, zufrieden stelle ich sein Stirnrunzeln beim „kriminellen Akt“ fest.
Das Tier erscheint getrieben. Gut so. Jetzt noch eine gute Taktik, um das zu Ende zu führen. Ich sage ihm, wenn er glaubt, dass die Ersatzteile das wert sind, soll er sie behalten, ich will nur die Flieger. Und zwar jetzt. Die Teile soll er wem Anderen verkaufen um 200.000 Dollar oder 2 Millionen. I don’t care.
Wo denn der Brief sei, in dem die 240.000 Dollar stehen. Ich habe ihn noch nicht, bescheide ich ihm, aber Mr. Nuno hat mir gesagt, dass das so sei.
Er lässt Nuno rufen. Der ist nicht mehr da. Dann soll man ihn organisieren. Das Telefon läutet. Martey hört zu, antwortet mit Yes Sir, Yes Boss. Hört wieder zu, ein abschließendes Yes Sir.
Der Adjutant hat während des Gespräches Haltung angenommen, Martey auch. Ich hoffe, dass Frau Smith' Intervention irgendwo der Grund des Anrufes war. Bitte lieber Gott, lass es so sein, sonst wird das ein Ende nie!
Es dürfte einen Gott geben, manchmal hört er mich auch. Nach dem Gespräch ist die Atmosphäre im Raum eine andere. Martey wird sich um den Brief kümmern. Ich soll am Montag vormittag hier sein.
Im Taxi rufe ich Frau Smith an. Ja, sie hat interveniert, der Minister war ganz wild, weil er schon vor einigen Tagen entschieden hat, dass die ganze Sache in unserem Sinne abgewickelt wird. Irgend jemand hat sich quergelegt. Er wolle das noch heute regeln.
Ich fahre noch bei ihr vorbei, um mich zu bedanken.
Nick bitte aus Wien kommen! Wir werden das schon hinbiegen.
Samstag früh wache ich um 4:30 auf. Jetzt aufstehen und den Ferryflug beginnen, das war unser Plan. Und was ist die Wirklichkeit? Seit 2 Wochen sitzen wir herum und können nichts tun. Und ich nicht mehr einschlafen. CNN berichtet schon zum xten mal über den Terroranschlag in Madrid mit 200 Toten. Es gibt also auch große Sorgen auf dieser Welt. Um 9 Uhr sehe ich auf der Karte nach, wo wir jetzt wären. In Niamey in Niger, nur mehr 10 Stunden nach Tozeur......Nick kommt am Samstag abend mit KLM. Ich hole ihn ab am Flughafen. Der Flieger hat 2 Stunden Verspätung, ganz normal. Ich bin voll motiviert und kann ihn auch motivieren. Wir haben zwar noch keinen Zugang zu den Fliegern, aber für Montag ist ja alles geklärt. Mir fällt noch ein, dass Martey ja gesagt hat, dass wir zumindest einen Flieger am Montag ganz sicher bekommen werden.
Nick erzählt vom Schneeregen in Wien und dass Josef in der AustroControl alles fertig hat, nur mehr auf unsere Unterschriften wartet.
Die Überflugsgenehmigungen hat er nicht mit, da sie noch nicht da sind. Warum? Weiß er nicht, hat ihm nur Karin und Uschi gesagt. Eh egal, wir fliegen eh noch nicht, aber wo liegt das Problem? Es ist einfach nicht passiert. Die Rüge bekommt Phillip noch, das war sein Job. Anruf in Wien, Uschi bitte kümmere Dich, wir fliegen nächsten Samstag. Ja, sagt sie.
Sonntag früh fährt Nick nach Takoradi. So schlimm sieht der Bus ja gar nicht aus, meint er. Du wirst schon noch sehen, denke ich. Nick ist am Abend gut angekommen, wie er mir mit einer SMS mitteilt. Entweder er ist zufrieden oder er schweigt, weil er es eh nicht ändern kann und sowieso mit der Skyvan nach Hause fliegen wird. Also kein Bus mehr.
Montag ist der Tag: Um neun will ich im Burma Camp sein. Mit schöner Hose, weißem Hemd und Krawatte verlasse ich mein Zimmer, 38 Grad um 8 Uhr in der Früh, das heißt eine Berichtigung: mit weißem, nassem Hemd verlasse ich das Zimmer. Das Telefon läutet. Uschi hat wenig Ahnung von den Überfluggenehmigungen, mühsam. Aber Gott sei Dank begreift sie schnell. Und dann war da noch was. Meinem Vater geht es inzwischen so gut, dass sie ihn diese Woche operieren können. Er steht auf, isst selber. Was kann an diesem Tag noch schief gehen?
Um 9 Uhr erhalte ich meinen Passierschein. Im Burma Camp ist alles viel hektischer als sonst. Sicher ein gutes Zeichen. Mantey ist wie erwartet noch nicht da. In seinem Vorzimmer diskutieren Offiziere in irgendeiner afrikanischen Sprache. Ein Telefonat, alle verschwinden. Viele Leute kommen und fragen seine Sekretärin nach ihm. Auch Boateng, sein Adjutant, ist hektisch, kommt und geht. Die Sekretärin zu nerven hat keinen Sinn, sie weiß nichts. Bis Mittag durchschaue ich den Grund der Hektik. In Equatorial Guinea gibt es einen Bürgerkrieg und da sind ein paar hundert Ghanesen, die sie dort herausbekommen wollen. Ein Problem, denn die eine Fokker 27, die die Airforce noch hat, ist unklar. Und keiner interessiert sich für mich oder die Skyvans. Um 3 Uhr gebe ich auf, fahre nach Hause ins Hotel.
Petr und Phillip in Takoradi gehen mir vornehm ausgedrückt, fest am Arsch. Wann denn, warum denn und wie geht’s weiter... Genau kann ich mich nicht mehr erinnern, was ich ihnen gesagt habe, aber sie riefen nicht mehr an.
Dienstag und Mittwoch dieser Woche verbringe ich täglich von 9 bis 15 Uhr im Burma Camp, von einer Baracke in die andere. Leute suchen, die mit mir reden, wo ich was erfahren kann. Am Donnerstag gehe ich mit einem Brief an den Minister in sein Büro. Jetzt steht schon fest, dass wir alle unverrichteter Dinge wieder nach Hause fliegen. Der Adjutant des Ministers empfängt mich, hört mir 10 Minuten zu und verspricht den Minister damit zu befassen. Am Abend schreibe ich einen Abschiedsbrief an alle, mit denen ich gesprochen habe und deponiere ihn am jeweiligen Schreibtisch. Die meisten Büros sind verlassen und unversperrt, alle haben nur Equatorial Guinea im Kopf. Nur der Jurist ist da. Das Gespräch mit ihm dauert eine halbe Stunde. Er versteht die Airforce nicht. Zumindest Antworten sollten sie mir, aber sie dürften keine Antwort wissen. Ich habe Gelegenheit, den ganzen Akt bei ihm zu studieren. Es sind mittlerweile zwei Akte. Der erste bis zum Brief mit der Anullierung des Kaufes: Hier fehlen die Unterschriften vom Chief of Defence Staff, also dem Obersten, und dem Air Force Commander. Warum? Weil die nicht da waren und es eh egal ist, sie wollen die Flieger eh los werden. Deswegen steht auch beim Schätzpreis „Unknown“.
Das hat man dann später aber anders gesehen. Die Geschichte ist, dass der Akt neu angelegt werden musste und diesmal richtig. Das haben sie dann auch gemacht. Alles ganz genau und gewissenhaft. Irgend ein Ahnungsloser hat auch den Wert für die Flieger und Ersatzteile eingesetzt. Und wenn man das alles zusammenzählt, kommt 240.000 Dollar mehr heraus, als ich bezahlt habe. Und jetzt muss das aufgeklärt werden. Nachdem es im System keinen Ahnungslosen geben kann, soll ich also 240.000 nachbezahlen, so einfach ist das. Und warum sagt mir das keiner? Ja, das versteht der Jurist auch nicht. Aber, this will happen soon, meint er. Scheiß soon.
Skip, Petr, Nick und Phillip kommen Freitag Nachmittag aus Takoradi. Jeder ist mehr als satt, ich auch. Als Lichtblick hat Phillip wenigstens alle Überfluggenehmigungen für Samstag. Uschi und Karin in Wien haben offensichtlich gut dazugelernt! Aber wir brauchen sie eh nicht. Die Gespräche sind ziemlich unproduktiv, endlich ist es Abend und es ist Zeit für die 3, einzuchecken.
Am nächsten Tag bekommen auch Nick und ich einen Platz im Flieger.
Mein erster Weg in Wien führt mich ins Krankenhaus. Vater ist operiert worden, ein Krebsgeschwür aus dem Darm. Er liegt besser aussehend als die Monate zuvor im Bett, plaudert, hört mir interessiert zu, wie ich erzähle, will mehr wissen. Sehr gut! Wien hat doch seine schönen Seiten, obwohl es hier wieder Schnee regnet. Am nächsten Tag liegt 5 cm Schnee, Ende März. Jetzt wird es mir erst klar, dass ich die letzten 3 Wochen nie unter 30 Grad gespürt hatte!
Die nächsten Wochen vergehen schnell. Ballonfahren, Boogie in Zell, Wartung der alten Pink, Abschlussarbeiten in der Buchhaltung und viele e-mails mit Frau Smith in Ghana, die mich voll unterstützt, selbst Initiative ergreift und alle Hebel in Ghana in Bewegung setzt. Aus so mancher mir gut gesonnenen Quelle bei der Air Force erfahre ich, dass sich etwas zu bewegen beginnt.Natürlich wäre ich lieber mit der Skyvan zurückgeflogen und wie es so ist, kommt man von dem Gedanken nicht los. Jeden Tag schaue ich mir Wind- und Wetterkarten an und das Satellitenbild. In Zentralafrika beginnt Ende März die Regenzeit. Ich erkenne sehr schnell, dass das eigentlich Gewitterzeit heißen sollte. Fast täglich beginnt um 5 Uhr früh 50 km vor der Küste ein kleines Wölkchen, um 11 ist es schon ein riesiger Gewitterherd, der mittlerweile nach Norden tief ins Land gezogen ist. Erst spät am Abend lässt die Intensität nach, um am nächsten Tag wieder das selbe Schauspiel zu zeigen. Vielleicht hat das alles seinen Sinn, dass wir jetzt die Flieger noch nicht bekommen. Trotzdem beginne ich, mir eine Taktik zurechtzulegen, um falls es doch passiert, gleich loslegen zu können.